Hinter dem WIR verstecken

Hallo,

ohne Scheiß ich habe heute den ganzen Tag versucht diesen Blogartikel zu schreiben und ich bin einfach nicht dazu gekommen, meine Gedanken ins Fließen zu bringen. Momentan bewegen mich eine Menge Themen und innerlich ist gefühlt zur Zeit so viel Bewegung in mir.

Einerseits ist es ein gutes Zeichen, andererseits ist es auch ein wenig anstrengend. Ich weiß nicht so recht, wo mir der Kopf steht. Heute möchte ich persönlicher schreiben. Ich möchte dich direkt ansprechen, aber nicht so, dass ich mit dir rede, sondern ich will dir einfach nur von mir erzählen und zwar, was momentan in mir vorgeht.

Ich habe diese schwache Seite…

Normalerweise mache ich mir ein zwei Tage vorher Gedanken, worüber ich schreiben möchte. Einen Tag vorher setze ich mich dann hin und verfasse den Artikel. Das lasse ich dann erst einmal sacken. Am nächsten Tag geht es dann an den Feinschliff: das Bild wird gesucht und die Tags werden gesetzt. Im Idealfall geht noch eine Mail mit dem derzeitigen Artikel und Neuigkeiten rau. Das war so meine Routine der letzten Wochen. Und das hat auch immer gut geklappt…

Aber in den letzten Tagen war mir nicht danach. Es kam mir nichts in den Sinn, worüber ich gern schreiben würde, was ich gern teilen würde.

Das Feedback auf meine Artikel ist zumeist positiv, was mich sehr freut. Vielen Dank dafür! Andererseits wurde ich schon häufiger auf meine Art hingewiesen. Und zwar, dass ich schreibe, als gäbe es nur den einen Weg, als wäre das, das einzige Richtige. Ich kann den Gedanken nachvollziehen, weil ich häufig in der Wir-Form schreibe und hin und wieder zu Verallgemeinerungen neige. Deswegen kann es absolut und groß wirken. Für Kritik bin ich generell sehr offen und ich kann es mittlerweile als ein Geschenk sehen. Deswegen nahm ich es auch dieses Mal dankend. Es regte mich zum Nachdenken an und ich fing an, meine Worte, die ich dort schrieb, noch einmal zu reflektieren.

So möchte ich gar nicht wirken.

Sie sind einfach so aus mir heraus geflossen. Es ist irgendwie meine Art… Und doch gleichzeitig war ich mir nicht bewusst, wie das nach außen hin wirkt. Deswegen finde ich es spannend, das zu erfahren und zu schauen, wie ich es denn gern haben würde.

Der entscheidende Hinweis kam in einem Telefongespräch, welches ich vor zwei Tagen hatte. Da schrieb ich eine Mail, in der ich über mich erzählte. Aufgrund meiner Art und Geschichte, in der ich direkt von mir schrieb, hatte sich dieses Gespräch erst ergeben. Das war ich. Ich, wie ich bin und was ich erlebt habe. Nichts mit Wir und so und so… wie ich es hier auf meinem Blog bisher tat. Zwei vollkommen unterschiedliche Arten und zwei sehr unterschiedliche Reaktionen. … und: Die aus der Mail gefiel mir um Einiges besser.

Am nächsten Tag schrieb ich an meinem Buch weiter und diesmal achtete ich auch da auf meine Wortwahl. Hier verwendete ich häufiger das Wort Ich und es hatte ebenfalls eine andere Wirkung.

Es wirkte viel authentischerer und näherer.

Doch warum neige ich dazu unbewusst das Wörtchen Wir zu verwenden?

Das habe ich natürlich, so wie ich bin,  gleich mal analysiert… Mir kamen dazu zwei Dinge in den Sinn. Die Erste: beim Schreiben, wenn ich das Wort Ich verwenden will, kommt mir folgender Satz in die Quere: „Es gibt so die Menschen, die immer nur von sich erzählen! Schrecklich!“ Das wirkt bei mir manchmal nach und verhindert mich in gewisser Weise, von mir zu sprechen, obwohl ja jeder von sich sprechen kann, wenn er das möchte und es auch eine Art Selbstbewusstsein ist, wenn man von sich spricht, finde ich…

Außerdem kam ich zu dem Punkt, dass ich das mache, um mich hinter dem Wir zu verstecken, um nicht allein mit meiner Meinung dazustehen. Das ist ein Verhalten, welches ich früher so, so stark gebraucht habe. Von dem ich mich mittlerweile schon immer mehr lösen kann, aber welches immer noch Teil von mir ist und mir da auch hin und wieder seine Dienste erweist. Doch mittlerweile merke ich, dass es mir mehr im Weg steht, als es mir etwas gibt!

Immer, wenn ich nicht zu mir und meiner Meinung stehe, halte ich mich irgendwo zurück und verstecke mich, stehe nicht zu mir.

Somit kann auch nicht die volle Reaktion zu mir zurück kommen. Einerseits gut, denn das ist eine Art Schutzmechanismus, aber das will ich gar nicht. Ich möchte die Reaktion zurück bekommen, wenn ich einfach ich bin.

Das Wir macht macht mich also stärker als das Ich! Aber das Wir wirkt auch weiter weg als das Ich.

Ich bin lieber ein Ich und kein Wir! 

Und zwar bin ich einfach Ich, nicht perfekt, mit Ecken und Kanten! Und ich darf mich zeigen, ich darf zu mir stehen und ich will mich zeigen und zu mir stehen! Deswegen auch endlich ein solcher Artikel, anders. Er kommt von mir und nicht von einem Wir, hinter dem ich mich versuche zu verstecken. 

Interessant, was dabei heraus kommt, wenn ich das wirken lasse, was gerade wirklich heraus will… meine schwache Seite. Jetzt fühlt es sich anders an. Es ist unsicherer, aber viel, viel näher.

Ich bin gespannt, wo sich das alles hier noch hin entwickelt.

Wie machst du das? Versteckst du dich auch lieber mal hinter dem Wir?

Lass mir gern deine Erfahrung da! Ich freue mich, von dir zu lesen!

Alles Liebe, Nadin

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